1. April 2016, veranstaltung am Wiener Westbahnhof zum Gedenken an die Deportationen nach Dachau, 1. 4. 1938
Wie jedes Jahr am 1.April gedenkt die Lagergemeinschaft Dachau, die Arbeitsgemeinschaft der Opferverbände, Sozialdemokratische Freiheitskämpfer, ÖVP-Kameradschaft der politisch Verfolgten und Bekenner für Österreich und der KZ-Verband Wien und Niederösterreich an den 1. „Prominententransport“ vom 1. April 1938. An diesem Tag wurden 151 Personen unter strengster Bewachung vom Wiener Westbahnhof in das Konzentrationslager Dachau deportiert.
Diese Gruppe bestand aus bekannten Politikern, Gegnern des nationalsozialistischen Regimes, Christlich-Sozialen, Monarchisten, Sozialdemokraten und Kommunisten. Etwa ein Drittel von ihnen war jüdischer Religion oder Abstammung. Zum ersten Transport gehörten Wiens Ständestaats-Bürgermeister Richard Schmitz, der spätere Gewerkschaftsbund-Präsident Franz Olah, die Schriftsteller Raoul Auernheimer und Heinrich Jacob, der Librettist Fritz Löhner-Beda, ferner Maximilian von Hohenberg und Ernst von Hohenberg sowie Leopold Figl, Fritz Grünbaum und Erich Fein.
Die Feierlichkeit wurde musikalisch umrahmt von dem Bläserquartett der ÖBB. Auch eine große Schülergruppe der Berufsschule Längenfeldgasse und zahlreiche Gedenkteilnehmer waren anwesend.
Großes Interesse herrschte bei der Namenskette, an der alle 151 Personen verewigt sind.




Videolinks zur Veranstaltung:
Rede von Sektionsschef Mag. Michael Schwanda, Leiter der Präsidialsektion d. Bundesministeriums für Justiz:
www.youtube.com/watch?v=fkQFrQd4Fk8
Reden von Prim.Prof.Dr. Ernst Berger, Dr. Winfried Garscha; DÖW, Rudolf Gelbard, Zeitzeuge:
www.youtube.com/watch?v=NHAZrBdxal0
Rede von Dr. Gerhard Kastelic:
www.youtube.com/watch?v=M_JbD9YExcM
Deserteursdenkmal Ballhausplatz, Gedenkveranstaltung am 5. März 2016
Im März 1945, der Untergang der Nazidiktatur war längst absehbar, wurden immer noch Menschen von diesen Mördern umgebracht. Jenen, die den grauenhaften Endphaseverbrechen zum Opfer fielen – unter ihnen viele Widerstandskämpfer_innen, denen am Ballhausplatz endlich ein Denkmal gesetzt wurde – wollten wir mit dieser Aktion gedenken.
Vor einiger Zeit versuchten Ewiggestrige schon einmal, diesen Platz zu okkupieren und dort ihre kruden Theorien zu verbreiten.
Es wurde aufgerufen sich zu bewaffnen, rassistische Parolen wurden skandiert und die Reden klangen ähnlich wie jene, die bereits im März 1938 über diesen historischen Platz schallten. Die Art und Weise wie sie mit unserem Denkmal umgegangen sind, ist, als ob sie auf den Gräbern unserer Widerstandskämfper_innen getanzt hätten.
Wir aktive Antifaschist_innen wollten wieder einmal an diesem Tag ein Zeichen setzen, um zu zeigen, dass wir aus der Geschichte gelernt haben. Wir wollten deutlich machen, dass für neofaschistische, rassistische, sexistische Ansprachen hier kein Platz ist. Wir wollen den Auftrag unserer Kamerad_innen im Widerstand weiterführen. Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!
Ansprache von Ernst WOLRAB:
www.youtube.com/watch?v=2lSmVJoBEH8
Hans BREUER:
www.youtube.com/watch?v=MhUGzyJsViI
Birgit HEBEIN, Albert DLABAJA, Rudi BURDA: "Der Deserteur":
www.youtube.com/watch?v=-oa1WyQ-Ju8
21. November 2015 - Heldenplatz


Trotz der Möglichkeit die Kundgebung der Rechten zu untersagen, hat es die Bundespolizeidirektion Wien heute zugelassen, dass das Andenken an die Opfer der NS-Militärjustiz heute mit Füßen getreten wurde. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Aussage, dass hier kein Gesetzesverstoß vorliegt mag schon stimmen. Eine Möglichkeit, diese Kundgebung zu untersagen, wäre ein leichtes gewesen.
1. gab es eine Anzeige für eine Versammlung des KZ-Verbandes Wien genau für diese Zeit und diesen Ort, eben mit dem Hintergrund, dass das Denkmal für die Opfer der NS-Militärjustiz ein Mahnmal ist, von uns und den anderen Opferverbänden, sowie zahlreichen weiteren Organisation hart erkämpft, und genau von Menschen mit dem Gedankengut dieser Veranstaltung über Jahre hinweg verhindert wurde.
2. War im Vorfeld bereits bekannt, bei wem es sich bei der Demo der "besorgten Bürger_innen" handelt, sollte hier seitens der Polizei Schulungsbedarf bestehen, verweisen wir gerne auf die Expertisen des DÖW sowie von "Stoppt die Rechten".
3. und abschließend möchten wir jetzt schon darauf hinweisen, dass es im Jänner 2016 - rund um die Hofburg - wieder große Platzverbote für Antifaschist_innen geben wird.Unsere Proteste gegen Ideologien, welche längst der Geschichte angehören sollten, werden nicht zugelassen.
Eine Gruppierung die in ihrer Abschlussrede zur Bewaffnung der Bevölkerung aufruft, darf ungehindert das Mahnmal schänden.
Sehr geehrte Verantwortliche - wehrtet den Anfängen!
Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!
Link zum Video:
youtu.be/K1rZU8QfMBE
Link zur Fotoseite:
www.flickr.com/photos/augeug/sets/72157660762857779
9. November 2015: Gedenkveranstaltung und Mahnwache am aspangbahnhof:

Zeitzeuge Rudi GELBARD am Aspangbahnhof, Link zum Video:
www.youtube.com/watch?v=4ad5FmWHddY&feature=youtu.be
Rudolf Gelbard wurde 1930 in Wien geboren und als Kind mit seinen jüdischen Eltern 1942 in das KZ Theresienstadt deportiert. Als eines der wenigen Kinder überlebte er die Internierung in Theresienstadt und setzt sich seit seiner Befreiung 1945 als Mitglied der Sozialdemokratischen Freiheitskämpfer für die Aufklärung über die NS-Verbrechen ein. Neben seiner laufenden Tätigkeit als in Schulen, auf Symposien und in Lehrveranstaltungen war er auch als Kulturreferent der Israelitischen Kultusgemeinde tätig.
Für seine Verdienste und seine aufklärerische Vortragstätigkeit wurde er von der Republik Österreich mit dem Berufstitel Professor und weiteren Auszeichnungen, darunter die Joseph-Samuel-Bloch-Medaille, geehrt. Seit 2008 wird vom Republikanischen Club - Neues Österreich der "Rudolf Gelbard Preis für Aufklärung gegen Faschismus und Antisemitismus" vergeben. Gelbard selbst war der erste Preisträger dieser Auszeichnung.
In der Spielzeit 2013-14 wirkte er bei der Zeitzeugenproduktion Die letzten Zeugen von Doron Rabinovici und Matthias Hartmann am Wiener Burgtheater mit; die Produktion bezog sich auf die Novemberpogrome 1938, erlangte hohe Wertschätzung seitens Publikum und Presse und wurde zum Berliner Theatertreffen 2014, nach Dresden, Hamburg und Frankfurt eingeladen.
Zitat „Überleben ist ein Privileg, das verpflichtet. Ich habe mich immer wieder gefragt, was ich für die tun kann, die nicht überlebt haben. Die Antwort, die ich für mich gefunden habe (und die keineswegs die Antwort jedes Überlebenden sein muss), lautet: Ich will ihr Sprachrohr sein, ich will die Erinnerung an sie wach halten, damit die Toten in dieser Erinnerung weiterleben können. Aber wir, die Überlebenden, sind nicht nur den Toten verpflichtet, sondern auch den kommenden Generationen: Wir müssen unsere Erfahrungen an sie weitergeben, damit sie daraus lernen können. Information ist Abwehr. Überlebende müssen wie Seismographen sein, sie müssen die Gefahr − früher als andere − wittern, in ihren Konturen erkennen und aufzeigen. Sie haben nicht das Recht, sich ein zweites Mal zu irren und für harmlos zu halten, was in einer Katastrophe münden kann.“
Rede von Niki KUNRATH:
www.youtube.com/watch?v=Fq-8_IsCc10&feature=youtu.be
Rede von Winfried R. Garscha:
www.youtube.com/watch?v=gJdTa4HdPFo&feature=youtu.be
Das musikalische Gedenken an diesem leider so denkwürdigen Tag:
www.youtube.com/watch?v=aSAh0kD2N54&feature=youtu.be
„Was sie unterließ, haben wir getan.“

Podiumsdiskussion zum umkämpften Erinnern und Gedenkfeier für einen nie errichteten Obelisken am Morzinplatz.
13. Juni 2015, 15 Uhr / Denkmal am Morzinplatz
Ein Projekt von Zsuzsi Flohr (Künstlerin), Benjy Fox-Rosen (Musiker), Eduard Freudmann (Künstler), Eva Reinold (Schauspielerin) in Kooperation mit schnittpunkt. ausstellungstheorie & praxis // Luisa Ziaja (Kuratorin) und Gegenstimmen // Stefan Foidl (Chorleiter), Podiumsdiskussion mit Ruth Beckermann (Regisseurin), Marty Huber (Aktivistin), Harald Walser (Politiker) und Florian Wenninger (Zeithistoriker), konzipiert und moderiert von Luisa Ziaja.
Die Veranstaltung wird musikalisch begleitet von den Gegenstimmen, einem Chor unter der Leitung von Stefan Foidl.
„Von Beginn der [Befreiungs-]Kundgebung aber hinter einer Kette von Ordnern, vollkommen unbemerkt, arbeitete sich eine Gruppe von ehemaligen KZlern in das Trümmerfeld hinein. Um 19 Uhr fuhr ein Lastauto vor, das sofort von Kameradinnen und Kameraden umringt wurde. Fachmännische Griffe unserer KZler, zwei Bretter – und der Stein war auf dem vorgesehenen Platz. Um 19 Uhr 20 fuhr das Lastauto weg, die Ordner zogen sich zurück und die Enthüllung des Denkmals wurde vorgenommen.“ (aus: Der Neue Mahnruf, Zeitschrift des KZ-Verbands)
Bereits 1949 hatte der KZ-Verband ein Denkmal für die Nazi-Opfer am Morzinplatz gefordert. Nachdem zwei Jahre lang nichts geschehen war, beschloss man „ohne Bewilligung der ‚Obrigkeit‘“ zur Tat zu schreiten und errichtete am sechsten Jahrestag der Befreiung Wiens einen Gedenkstein. Der Stein entwickelte sich zu einem zentralen Ort antifaschistischen Erinnerns. 1968 wurde er, anlässlich des Baus des Leopold Figl-Hofs, versetzt und 1985 schließlich durch das bis heute bestehende Denkmal ersetzt.
Dabei erfolgte eine Erweiterung des Gedenkens: der rote Winkel, das Symbol für die politischen Opfer, wurde um einen gelben Stern, für die als Jüd_innen Verfolgten, ergänzt. Seit den 1990er-Jahren wird darum gekämpft, vor Ort auch den homosexuellen und transgender Opfern der Nazis zu gedenken – bislang mit begrenztem Erfolg.
Eine Podiumsdiskussion widmet sich dem umkämpften Erinnern am Morzinplatz zwischen selbstorganisierten Interventionen und offizieller Gedenkkultur, an dem sich so manche geschichtspolitische Bruchlinien ablesen lassen: Welche Denkmäler wurden vor Ort errichtet, welche nicht? Wie verhält sich deren Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit zu Debatten und Diskursen einerseits, zu
Ritualen und Zeremonien andererseits? Weshalb muss antifaschistisches Gedenken und der kritische Umgang mit problematischen Denkmälern der Stadt Wien, damals wie heute, so oft in mühseligen, jahrelangen Kämpfen abgerungen werden?
Im Rahmen der Veranstaltung wird eine Gedenkfeier für einen nie errichteten Obelisken abgehalten. Um zahlreiches Erscheinen in angemessen festlicher Kleidung wird gebeten.